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Im Rahmen des Nürnberg Digital Festival lud das ZAM zu einer Erkundungsreise ins Urheberrecht ein, inklusive der aktuellen Verwerfungen und Unsicherheiten. Zwischen Kunst, Recht und weiteren gesellschaftlichen Themenfeldern diskutierten die gut 15 Teilnehmenden intensiv – untereinander mit den drei Impuslgebenden, der Künstlerin Anna Maria Bieniek, dem Stenographen und technischen Leiter des ZAM, Jochen Hunger und Rechtsanwalt Baltasar Cevc. Die Veranstaltung soll einen Auftakt für eine Serie zu KI und Gesellschaft im ZAM bilden.

 

Ein Vortragsraum, im Bildhintergrund ein Schild Vortrag 0 und Kunstwerke sowie ein Regal mit Schalen. Die Sitzreihen sind gewölbt, auf ihnen sind - weitgehend von hinten, teils von der Seite, etliche Personen sichtbar. In der Bildmitte die Vortragende, eine Frau, die auf die Präsentationsfläche schaut. Auf dieser ein Computerbild mit einem Bild eines Affen in der Mitte, wobei unerwartete grafische Elemente zu sehen sind, etwa oben eine Hand, die scheinbar etwas auf den Affen rieseln oder laufen lässt, unten scheint der Affe menschenbeine zu haben und es ist eine scheinbare rote Bildstörung zu sehen. Rechts von der Präsentationsfläche ein großer gelber Aufsteller mit Aufschrift und Logo "Nürnberg Digital Festival", dem Datum 30. Juni - 9. Juli 2025 sowie darunter Sponsorenlogos unterschiedlicher Größe, weitgehend nicht erkennbar. Das obere Drittel des Bildes ist von einer Betondecke mit Kabelkanälen, Lichtschienen und einem Leuchtpanel bedeckt.

Drei Perspektiven auf KI

Jochen Hunger – KI als kreatives Werkzeug

Jochen Hunger, künstlerischer Leiter des ZAM und freiberuflicher Szenograph, berichtete von einer Ausstellung im Deutschen Museum, in deren Rahmen sein Team mithilfe von KI-Software Bildwelten für verschiedene Zukunftsszenarien gestaltete. Dabei ging es nicht nur um die technischen Möglichkeiten der Bildgenerierung, sondern auch um die Frage, wie sich kreative Arbeitsprozesse durch KI verändern.

Er äußerte Bedenken, dass durch den Einsatz solcher Werkzeuge kreative Leistungen – etwa im Bereich Illustration – zunehmend an automatisierte Systeme abgegeben werden. Das hat nicht nur Auswirkungen auf berufliche Perspektiven von Gestalter:innen, sondern auch auf unsere kollektive Bildsprache: Wiederkehrende Muster in KI-generierten Bildern könnten langfristig unsere Vorstellungskraft prägen. Ist das gut? Ist das problematisch? Dennoch – für ihn überwiegen die Chancen: KI macht kreatives Arbeiten schneller und zugänglicher.

Anna Maria Bieniek – künstlerisches Spiel mit KI

Anna Maria ist eine Künstlerin, die KI-generierte Bilder gezielt in ihre künstlerische Arbeit integriert. Aus reiner Neugier begann sie, erste Bildexperimente mit KI durchzuführen – zuvor hatte sie keine Berührungspunkte mit der Technologie. Zu Beginn ihrer Arbeit fielen ihr die typischen Fehler in den generierten Bildern auf: anatomische Ungenauigkeiten, verzerrte Perspektiven oder seltsame Details. Diese Unvollkommenheiten empfand sie jedoch nicht als Makel, sondern als reizvolle, ästhetisch interessante Elemente, die sie bewusst in ihre Werke einfließen ließ.

Besonders spannend findet sie die Möglichkeit, mit KI gezielt Objekte zu erschaffen, die in der realen Welt unmöglich wären – etwa ein Turnschuh mit einer Oberfläche aus Erdbeerhaut. Solche surrealen Kombinationen nutzt sie bewusst als künstlerisches Stilmittel.

Anna Maria reflektiert bei jedem Werk, wie viel davon „sie selbst“ ist und wie viel der KI zu verdanken ist. Bei Arbeiten, die sie nach der Generierung weiter analog bearbeitet, sieht sie sich selbst zu 100 % als Urheberin. Bei anderen Bildern, bei denen die KI durch ihre eigenen Vorschläge eine unerwartet starke gestalterische Rolle einnimmt, ordnet sie sich selbst einen geringeren Anteil zu – manchmal nur etwa 50 %.

Baltasar Cevc – rechtliche Fragen und Graubereiche

Baltasar Cevc, Jurist und ZAM-Vorstandsmitglied, beleuchtete die aktuelle Rechtslage – mit Fokus auf zwei Sichtweisen:

  • Als Künstler:in möchte ich KI nutzen, um Werke zu schaffen.
  • Als Unternehmen möchte ich meine KI mit bestehenden Werken trainieren.

Dabei entstehen viele offene Fragen:

  • Darf ich KI anweisen, ein Bild „im Stil von XY“ zu generieren?
  • Ist es erlaubt, KI-generierte Bilder kommerziell zu nutzen, wenn sie auf geschützten Werken basieren?
  • Wie kann ich meine eigenen Werke davor schützen, ungefragt zum Trainingsmaterial zu werden?

Internationale Unterschiede spielen dabei eine große Rolle. In den USA kann die „fair use“ Doktrin eine transformative Nutzung erlauben. In der EU ist Training, insbesondere für Mustererkennung, als „Text und Data Mining“ (TDM) unter bestimmten Bedingungen zulässig.

Doch beantwortet das nicht die Frage: „Wer ist wirklich Urheber:in eines KI-generierten Werkes?“

Diskussion

Nach den Impulsen diskutierten alle Anwesenden weiter – offen, kontrovers und vielseitig. Dabei kamen zusätzliche Themen auf, unter anderem:

  • Einsatz von KI-Bildern im Marketing – was ist erlaubt?
  • Wie müssen KI-Systeme in Zukunft entwickelt werden, um Urheber:innen zu schützen?
  • Der enorme Ressourcenverbrauch großer KI-Modelle

Ausblick

Diese Runde war der Auftakt zu einer KI-Themenreihe im ZAM. Weitere Veranstaltungen folgen – mit Raum für Austausch, kritische Fragen und neue Perspektiven.

👉 Stay tuned – und komm vorbei ins ZAM – Zentrum für Austausch und Machen.

 

Textentwurf: Conrad Hesse, Baltasar Cevc, unter Nutzung von ChatGPT

Im unteren Teil der Oberteil eines Stehpultes, schwarz lackiert, auf der Stirnseite ein Schriftlogo "ZAM" in gelber Farbe, das M leicht abgeschnitten. Auf dem Pult steht ein gelber dreiflächig-pyramidenförmiger Tischaufsteller, auf der linken sichtbaren Seite der Schriftzug Nürnberg Digital festival, auf der rechten Seite ein Logo mit geschwungenen Linien in den Farben blau und rot. Links im Hintergrund ist leicht verschwommen ein buntes Kunstwerk zu sehen, ansosnten ist weiße Wand sichtbar.
BIld: Stefan Reinmann. Mit freundlicher Erlaubnis